Feuerwehr darf im Notfall keine Handys mehr orten

Feuerwehr darf im Notfall keine Handys mehr orten

Im Notfall und bei Katastrophen kann schnelle Hilfe Menschenleben retten. Jeder Bundesbürger wünscht sich, das die Polizei, der Rettungssanitäter oder die Feuerwehr in wenigen Minuten am Einsatzort eintreffen. Zumindest Letztere müssen nun auf eine Möglichkeit verzichten, verunglückte Personen schnell zu finden. Wenn Sie einen Notfall haben und nicht wissen, wo sie sich genau befinden, konnte die Feuerwehr in der Vergangenheit das Mobiltelefon orten. In wenigen Minuten kann mithilfe technischer Mittel der genaue Ort des Telefons wenige Meter genau lokalisiert werden. Weil Bedenken von Datenschützern in den letzen Monaten deutlich zugenommen haben, müssen die Helfer bis auf Weiteres darauf verzichten. Wer mit seinem Telefon die 112 wählt, wird auch im absoluten Notfall nicht mehr geortet. Wertvolle Zeit verstreicht, bis ein Unfallopfer versorgt werden kann.

In vielen Leitstellen der Feuerwehr wurde bisher auf ein spezielles Computerprogramm zurückgegriffen. Bei unbekannter Unglücksstelle konnte anhand von Geo-Daten der aktuelle Aufenthaltsort des Hilfesuchenden ermittelt werden. Die Björn-Steiger-Stiftung bei Stuttgart hat viele Leitstellen mit einem entsprechenden Programm ausgestattet, das 100-fach zum Einsatz kam. Es wurde kostenlos im gesamten Bundesgebiet zur Verfügung gestellt und überzeugte durch seine schnelle und sichere Verwendung. Wie Stiftungs-Sprecherin Anna Eberchart auf Nachfrage mitteilte, ist die Stiftung in der Vergangenheit "schon oft auf den Widerstand der Datenschützer gestoßen". Sie befürchten, dass die Daten in falschen Händen missbräuchlich verwendet werden könnten. Eine Möglichkeit, die seitens der Stiftung nicht umfänglich ausgeschlossen werden kann. Aufgrund des steigend Widerstands wird die Software nicht mehr eingesetzt.

Im Notfall zählt jede Sekunde, bei Schlaganfällen, Herzinfarkten ist schnelle Hilfe oft lebensrettend. Die Leitstellen in Deutschland möchten daher auch in Zukunft nicht auf die Möglichkeit der Handyortung verzichten. Derzeit werden bundesweit verschiedene Systeme getestet, die auch Datenschützer zufriedenstellen könnten. Eine schwierige Aufgabe, wie die Stiftungs-Sprecherin mitteilt. Immer wieder ergeben sich neue Bedenken, die einen flächendeckenden Einsatz derzeit nicht erlauben. Im Notfall kann das Menschenleben kosten.

Eine Alternative bietet die GSM-Ortung, die als Ersatz bei vielen Leitstellen in Deutschland derzeit zur Anwendung kommt. Sie hat jedoch einen großen Nachteil. Mithilfe dieser Ortung kann einzig die Funkzelle lokalisiert werden, von der aus der Notruf an die Rettungsleitstelle der Feuerwehr abgesetzt wurde. Besonders im ländlichen Raum kann das oft ein mehrere Quadratkilometer großes Gebiet umfassen. Suchtrupps würden auch in diesem Fall mit einer aufwendigen Suche beginnen müssen. Bei der Ortung des Mobiltelefons ist eine Standortbestimmung auf 100 Meter genau möglich. Daher wird die von Datenschützern nicht beanstandete Möglichkeit als praktisch sinnlos bewertet.

Derzeit ist es nicht absehbar, wann die Feuerwehr auf ein genaues Ortungssystem zurückgreifen kann. Weder die Björn-Steiger-Stiftung noch andere Hersteller von Ortungssoftware bieten derzeit ein Programm mit praktischen Nutzen an, das die Bedenken der Datenschützer verstummen lässt. Vielerorts haben Rettungsleitstellen den Kauf einer neuen Software zur Ortung ausgeschrieben. Bis diese zum Einsatz kommen kann, werden aber noch einige Monate vergehen. Der Nachteil ist zudem, das diese neue Software hohe Kosten für die Leitstellen verursacht, währen die ehemals einsatzbereite Software der Björn-Steiger-Stiftung kostenlos bereitgestellt wurde.