Kinder orten - So überwachen Eltern ihre Kinder

Kinder orten

Handys können über den Funkverkehr mit Sendemasten auf 40 m genau geortet werden. Verfügt es zusätzlich über GPS-Empfang (zur Navigation), werden sogar Genauigkeiten von drei Metern erzielt. Wer Zugriff auf diese Daten hat, kann den Standort jedes Handys bestimmen und z. B. seine Kinder orten. Wen wundert es, dass sorgenvolle Eltern sich diese Technik nutzbar machen möchten, um Auskunft über den aktuellen Standort ihres Kindes zu bekommen. Weltweit schätzt man ca. 70 Millionen installierte Apps dieser Art. Als Alternative gibt es GPS Tracker für Kinder, die Geräte sind wesentlich kleiner als ein Handy und können beispielsweise im Schulranzen verstaut werden. Eine weitere Möglichkeit für die GPS Kinderortung bieten extra entwickelte GPS Kinderuhren. Die Geräte sind ab einem Preis von ca. 60 Euro im Internet erhältlich.

Software für die Kinderortung

Die notwendige Software ist meistens kostenlos (bei Folgekosten ab ca. 5 Euro/Monat). Nach Installation auf dem eigenen Handy muss nur noch die Einverständniserklärung per SMS vom überwachten Handy geschickt werden. So lang dieses eingeschaltet ist und der Akku Energie liefert, können Sie jederzeit das Handy orten und damit natürlich den Standort des Kindes abrufen. Denn Kinder betrachten ihr Handy ebenso wie Erwachsene als Privatsphäre und geben es nicht aus den Händen.

Manche Software-Hersteller bieten kostenpflichtige Zusatz-Tools wie die Notruffunktion (Panik-Button) an. In einer Gefahrensituation kann Ihr Kind durch Drücken einer Kurzwahltaste lautlos einen Notruf aussenden. Dieser geht dann bei bis zu drei vorher festgelegten Personen ein. Die so Angerufenen hören unmittelbar, dass das Kind Hilfe braucht und wo es sich befindet. Oder Sie erfahren, wenn das Kind nicht zu einer vorher bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort angekommen ist. Eine weitere Möglichkeit ist der Geo-Zaun. Verlässt Ihr Kind ein festgelegtes Gebiet (z. B. Schulweg), werden Sie umgehend benachrichtigt. Und wem das nicht genug ist, der kann sogar das Mikrofon einschalten und mithören, was sich in der Umgebung des Kindes abspielt. Zur Vermeidung einer 24-Stunden-Überwachung lassen sich manchmal Zeiten und Räume programmieren, die den Eltern als besonders gefahrenträchtig erscheinen.

Mit Handyortung kein Rotkäppchen

Was technisch einfach ist, kann pädagogisch fragwürdig sein. Rein rechtlich dürfen solche Ortungssystem höchstens bis zur Volljährigkeit eines Kindes eingesetzt werden, doch auch Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Privatsphäre. Wie werden sich Ihre Kinder bei derartiger Überwachung fühlen? Sind dann noch die kleinen spontanen Abstecher zum besten Freund oder Freundin möglich, oder kommt sofort das schlechte Gewissen? Geht damit nicht ein Stück Freiheit und damit Lebensqualität für die Kinder verloren?
Verlockungen gibt es für Kinder überall. Schon im Märchen „Rotkäppchen“ pflückt das Kind gegen die Weisung der Mutter Blumen abseits des Weges und gerät dadurch in Gefahr. Das Märchen geht gut aus, weil sich Rotkäppchen selbst befreien kann. Und hier steckt die verborgene Botschaft: Kinder müssen lernen, Gefahren zu erkennen, zu meiden und selbstständig damit umzugehen. Die Botschaft kann nicht lauten, solche Situationen durch Verbote grundsätzlich zu meiden.

Um beim Märchen zu bleiben: Der Wunsch der Eltern, ihr Kind davor zu beschützen, wie Rotkäppchen zu enden, ist verständlich. Gerade heute, wo die Kinderwelt nur noch schwer zu überschauen und voller Gefahren ist. Aber sie müssen sich darüber im Klaren sein, wie solche Ortungssysteme von Kindern aufgefasst werden können.

Offene Karten

Verhängnisvoll wäre es, die Software heimlich auf dem Handy des Kindes zu installieren. Bei Enttarnung wird Ihr Kind sich fragen, ob sein gegebenes Wort nichts mehr wert sei. So kann ein pädagogisches Verhältnis langfristig gestört werden, besonders bei älteren Kindern. Um einen Missbrauch dieser Technik zu unterbinden, hat der Gesetzgeber im § 98 TKG verfügt, dass nach spätestens fünf Anfragen zur Ortung eine SMS an das angepeilte Handy gesendet werden muss. Praxistests haben jedoch ergeben, dass dies selten wirklich geschieht.

Sicherheit

Derartig persönliche Daten sollten nur verschlüsselt weitergegeben werden, weshalb alle größeren Anbieter die SSL-Verschlüsselung als Standard nutzen. Und um unnötige Sorgen auszuschließen, können Sie sogar den Ladestand des Akkus einsehen. Eine wichtige Funktion, denn wie groß werden die Sorgen, wenn das Handy nicht mehr zu orten ist! Der Gedanke an einen leeren Akku kommt dann sicherlich zuletzt.

Fazit

Die Technik lässt keine Wünsche offen. Aber ist auch sinnvoll, was möglich ist? Der schmale Grat zwischen Schutz und Einschränkung der Selbstständigkeit will gut abgesteckt sein.